Hawaii Kitereisen Check – Die Wiege des Kitesurfen
Maui Hawaii Kitesurfen – Wenn man sich auf die Suche nach atemberaubenden Kitereisen macht, kommt man über kurz oder lang an Hawaii einfach nicht vorbei. Die Insel Maui gilt als die Wiege des Kitesurfens und ist für seine Kiteszene berühmt und berüchtigt.
Also packten wir im Juli 2010 unsere Rucksäcke und Kitebags und machten uns auf die lange beschwerliche Reise. Um nichts dem Zufall zu überlassen, planten wir diese Kitereise äußerst akribisch, denn wir wollten so viel wie möglich von Hawaii sehen. Schnell wurde aber auch klar, dass vier Wochen zum Erkunden dieses Naturwunders recht wenig Zeit waren. Schweren Herzens mussten wir uns für die vier hawaiianischen Inseln, Oahu, Kauai, Big Island und Maui entscheiden.
Vor der rund 25 stündigen Tortur nach Honolulu über San Francisco sollte man sich unbedingt einen Fensterplatz sichern, um bei der Überquerung von Grönland die skurrilen Landschaftsformen aus Wasser und Eis vollends genießen zu können. Eine ebenso beeindruckende Entschädigung für platt gesessene Hinterteile folgt beim Anflug auf San Francisco mit einem tollen Blick auf die Kitersurfer unter der Golden Gate Bridge.
San Francisco selbst besitzt mit Abstand den am kühlsten klimatisierten Flughafen der Welt. Euphorie und Vorfreude wurden während des vierstündigen Aufenthaltes sprichwörtlich Schock gefrostet. Unseren nahen Erfrierungstod verhinderte in letzter Minute ein beleuchtetes, wärmendes Werbeschild, an das wir uns verzweifelt klammerten. Ein erster Rettungsversuch auf den Toiletten scheiterte am Fehlen von elektrischen Händetrocknern zum Darunterliegen.
Von San Francisco aus brauchte es weitere sechs Stunden über den Wolken des pazifischen Ozeans bis zum Zielflughafen Honolulu auf Oahu. Beim Landeanflug auf die Hauptstadt des US-Bundesstaates Hawaii riss es uns erstmals wortwörtlich aus den Sitzen, beim Anblick der unzähligen Wellenreiter auf dem Meer in der Bucht von Wakiki. Spätestens hier wird jedem bewusst „Surfing is coming home“.
Honolulu auf Oahu
Mit dem Mietwagen ging es auf dem kürzesten Weg zum Jetlag auskurieren in unsere Herberge dem Aston Waikiki Beachside Hotel am Waikiki Beach. Das Hotel war zwar schon etwas abgewohnt, lag aber in erster Reihe zum Strand und bescherte uns aus dem 11. Stock einen großartigen Blick auf das Meer.
Honolulu ist eine ganz normale amerikanische Großstadt mit vierspurigen Highways, Shopping-Centern, Fastfoodläden bis hin zu schönen Parks. Überall in der Stadt liegt dieses Surferflair mit seinem Aloha Spirit in der Luft. Jeder hat auf der Ladefläche seines Pickups, auf dem Dach seines Autos, am Motorroller, am Fahrrad oder unter dem Arm ein Surfbrett. Hang loose ist hier der gängige Tagesgruß.
In unserer ersten Nacht auf Hawaii beobachteten wir aus unserem Hotelzimmer rund 100 Wellenreiter auf dem Wasser bei ihrer nächtlichen Surfsession gegen 02:30 Uhr Ortszeit. Jugendliche liefen klitschnass mit ihren Boards durch die Straßen und trugen ein breites Grinsen im Gesicht. Das ist der Aloha Spirit von Hawaii.
Kitereisen auf die Insel Kauai
Nach ein paar Tagen der Akklimatisierung auf Oahu flogen wir auf die nördlichste der bewohnten Inseln. Die Garteninsel Kauai ist mit seinen unbegreiflich schönen Bergformationen, Tälern und Wasserfällen ein Muss auf jedem Trip nach Hawaii. Als Selbstversorger zogen wir ins Aston Aloha Beach auf Kauai, einem kleinen Hotel südlich des Örtchens Wailua, ein.
Eine Woche lang erkundeten wir von dort aus Kauai mit unserem Jeep. Doch um diese Naturschönheit wirklich richtig erfassen zu können, muss man hoch hinaus. Für 200 US-Dollar pro Person charterten wir uns also einen Helikopter und überflogen die gesamte Insel.
Zu unseren Füßen erstreckte sich ein grünes Paradies. Wir sahen die Twin-Falls, an denen Teile des Filmes Jurassic Park gedreht wurden und stiegen auf zum Mount Waialeale, dem nassesten und regenreichsten Punkt der Erde und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir den Waimea Canyon und die imposante bis zu 1200 Meter hohe Napali Coast erreichten, an der sich immer wieder traumhafte Strände auftaten.
Auf Kauai begegneten uns schließlich die ersten Kitesurfer, die allesamt weit draußen am Riff die Wellen abritten. Aufgrund der knapp bemessenen Zeit verzichteten wir trotz Kribbeln in den Fingern auf eine Wavesession und sparten unsere Kräfte für Maui auf. Nach einer Woche hieß es dann wieder packen und ab in den Flieger nach Big Island. Vor dem Abflug haben wir aber noch einen kleinen Insider für alle Feinschmecker.
Tipp: Auf dem Weg zur Aussichtsplattform der Napali Coast gibt es an der Hauptstraße die Shrimp-Station mit den besten Coconut – Shrimps der Welt. Hang loose. Lasst es euch schmecken.
Big Island – Hawaii
Big Island ist die größte Insel Hawaiis und macht ihrem Namen alle Ehre. Denn die meisten der fast 3000 mit dem Mietwagen zurückgelegten Kilometer auf unserer Reise legten wir hier zurück. Big Island ist eine Insel der Gegensätze. Sie beherbergt auf gerade mal 150 x 122 Kilometer 11 der weltweit 13 definierten Klimazonen. Auf Big Island kann man an einem einzigen Tag mit dem Auto die „ganze Welt“ bereisen.
Von Hitze flimmernden schwarzen Lavaflächen, über schwarzwaldliche Kuhweiden, durch Wüsten und Kakteen übersäte Savannenlandschaften bis hin zu feuchttropischen Regenwälder kann man alles entdecken.
Wir ließen uns im schönen Ort Kailua-Kona nieder, von wo aus der jährliche Iron-Man Triathlon Hawaii startet und besuchten die aktiven Vulkane des Hawaii Volcanoes National Parks.
Tipp: Man sollte den Park unbedingt auch einmal in den Abendstunden besuchen und sich das unheimliche und zugleich schöne Schauspiel der fließenden roten Lava anzuschauen.
Dann war es endlich soweit. Bereits Tage zuvor konnten wir von Big Island aus den Heleakala Krater Mauis bewundern und nun gab es auch keinen Aufschub mehr. Die Mutter aller Kitespots wartete auf uns.
Kitesurfen am Kitebeach Maui
Nach einem ruhigen Flug und dem Bezug unseres Hotel Aston Maui Hill in South-Kihei steuerten wir zielstrebig den Ort unseres Begehrens an. Kitesurfen ist auf Maui wegen des internationalen Flughafens im Prinzip nur an zwei Spots in Lanes und am Kitebeach offiziell gestattet. Gekitet wird aber an der gesamten Südwestküste von Wailea über Kihei, Lahaina und Kaanapali bis hoch nach Punaluu. Und auch im Norden Mauis wird vom westlichen Waiehee Beach Park über den Kite Beach und Kanaha Beach sowie Spreckelsville bis nach Lanes im Osten gekitet.
Der Kitebeach Maui selbst liegt an einer unscheinbaren Straße hinter dem Flughafen in einer kleinen Bucht kurz vor dem Hafen von Kahului. Seit Jahrzehnten tummeln sich Mythen um diesen Ort, der wohl zu den bekanntesten Kitespots der Welt gehört. Wer kennt sie nicht, die berühmte Steinmole aus unzähligen Kitesurf Videos, an der Flash Austin, Elliot Leboe und Lou Wainman zu Legenden wurden. Doch Mauis Kitebeach ist alles andere als ein Paradies für jeden Kitesurfer. Die Wahrheit ist, gerade beim Start und bei der Landung braucht man jede Menge Nerven und Mut. Ein absoluter Horror für jeden Anfänger.
Dafür entschädigt der Kitebeach mit einer unübertroffenen Windsicherheit. Nirgends sonst auf der Insel trifft so viel Wind auf so glattes Wasser. Von April bis Oktober kommt man zur besten Reisezeit zu 99 Prozent an jedem Tag zum Kitesurfen aufs Wasser. Die beiden Vulkane von Maui verstärken den eh schon kräftigen Passat mit einem Düseneffekt.
Dank einer Felsnase und der Steinmole ist das Wasser am Kitebeach extrem glatt und eignet sich so optimal für jeden Wakestyle. In Lee steigt die Küstenline etwas an, sodass man sich bei Problemen einfach an den Strand treiben lassen kann.
Durch die Lage der Bucht kommt der sowieso schon böige Wind etwas übers Land und wird am Kitebeach von einer kleinen Baumgruppe völlig verwirbelt. Direkt am von dornigen Nadelbaumresten übersäten Strand herrscht deshalb oft Windstille, was Start und Landung zu einem echten Abenteuer machen und nicht für Anfänger ist. Auch auf dem Wasser bleibt man von den völlig unterschiedlichen Böen nicht verschont. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn man mit Legenden wie Pete Cabrinha und Robby Naish kitesurfen kann. Aloha Spirit vom Allerfeinsten.
In direkter Nachbarschaft zum Kitebeach in Richtung Osten liegt der Naish Beach oder auch Flash Beach genannt, im Kanaha Beach Park. Hier kommt der Wind etwas freier und klarer. Auch das Starten und Landen gestaltet sich etwas moderater, hier kitet die breite Masse.
Wie immer solltet ihr euch an die Locals halten und bevor ihr aufs Wasser geht euch bei ihnen über die Regeln, die am Spot gelten sowie die Gefahren am Strand und auf dem Wasser informieren. So ist das Kiten aufgrund eines Übereinkommens von Fischern, Anwohnern und Kitern am Kitebeach erst ab 11 Uhr erlaubt.
Tipp: Für alle ausgehungerten Kitesurfer haben wir einen super Tipp. Auf dem Rückweg vom Kitebeach Maui gibt es hinter dem Airport einen Laden namens Donut-Factory, der sensationelle Donuts macht. Man kann durch eine Glasscheibe direkt auf die Produktionsstraße der Donuts schauen.
Die nächsten Tage verbrachten wir nicht unbedingt nur am Kitebeach, denn dafür hält auch Maui viel zu viele Sehenswürdigkeiten bereit. So sind wir auf den 3055 Meter hohen Haleakala Krater gefahren. Dorthin fährt man mit dem Auto direkt durch die Wolken, wie man es sonst nur mit einem Flugzeug tut. Oben angekommen, kann man eine bizarre Vulkanlandschaft und einen tollen Blick über Maui und zur benachbarten Insel Big Island genießen.
Tipp: Nehmt unbedingt einen dicken Pulli oder Jacke mit, denn der Wind auf über 3000 Meter ist sehr schattig.
Ein weiteres Highlight an dem Haleakala Krater ist kaum zu übersehen. Dort oben und weltweit nur dort oben, wächst das imposante Silberschwert. Von dieser bedrohten Pflanzenart gibt es nur noch wenige Exemplare und sie werden von den Parkrangern bewacht wie Fort Knox.
Zudem gibt es auf Maui mit der Road to Hana die schönste Küstenstraße der Welt. Wir waren jedenfalls restlos begeistert, ob es nun die Schönste ist, liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Auf dem Weg zur Road to Hana kommt man an den berühmten Wave Spots Hookipa und Lanes vorbei.
Lanes ist dabei die zweite offizielle Möglichkeit auf Hawaii zum Kitesurfen. Die kleine Bucht liegt etwas westlich von Hookipa. Direkt in Hookipa ist das Kitesurfen verboten. Hier sind die Waves bis 11 Uhr für die Wellenreiter reserviert, danach sind die Windsurfer dran.
Wenn man schon in South Kihei wohnt, dann geht man natürlich auch in South Kihei zum Kiten aufs Wasser. Der Nordwind kommt hier sideshore von rechts und war unseres Erachtens deutlich stärker als am Kitebaech im Norden. Der Strand ist aus feinstem Sand gewesen, aber etwas schal. Wir empfanden das Kitesurfen in South Kihei als echte Alternative zum gehypten und teils überfüllten Mainstream rund um den Kitebeach im Norden.
Nach Maui sind wir die letzten drei Tage zurück nach Oahu geflogen, um uns Pearl Harbor, die North Shore und Kailua, den Geburtsort von Robby Naish anzuschauen. Zufällig entdeckten wir dabei „Das Dorf der Anderen“, einem Drehort der berühmten Serie Lost. Ein schöner Abschluss für eine atemberaubende Kitereise.
Kitereisen Kosten Hawaii
Irgendetwas gibt es immer. Kitreisen nach Hawaii sind mit enormen Kosten verbunden und das liegt nicht allein an den Flug- und Hotelpreisen. Vor allem die Lebensmittel schlagen tief in der Reisekasse zu buche. Eine halbe Gallone (1,89 Liter) Milch für 8 US-Dollar oder 6 US-Dollar für ein Toastbrot im Supermarkt sind stolze Preise. Nicht besonders gesund aber dafür günstig ist die Fastfood-Kette McDonalds, deren Filialen überall auf Hawaii verstreut sind. Hier kosten die Standardprodukte wie Cheese- und Hamburger, Big Macs, Chicken Mc Nuggest oder Pommes weitaus weniger als in dendeutschen Mc Donalds Filialen.
Tipp: Besorgt euch deshalb vor dem Einkauf im Supermarkt an der Kasse eine Kundenkarte, so kann man wenigsten ein paar Dollar, bei vielen Produkten sogar bis zu 50%, sparen.
Von all unseren Kitereisen war Hawaii eine unserer schönsten, aufregendsten aber auch kostspieligsten Trips. Natürlich sind wir nicht ausschließlich nur zum Kitesurfen hingeflogen und mussten deshalb auch mit einigen Mehrkosten rechnen. Auch wenn man auf schmalem Fuße lebt und sich nur an Mauis Kitebeach aufhält, was sehr schade wäre, muss man mit einigen Tausend Euro Reisekosten rechnen. Mit unseren insgesamt elf Flügen sind wir pro Person gerade so unter 5.000 EUR geblieben. Aber wie gesagt, es geht auch etwas günstiger.
Unser Kitereisen Fazit
PROS
- Aloha Spirit, Landschaften, Symbiose von Moderne & Kultur, perfekte Wellen
KONTRAS
- lange Anreise, teuer vor Ort
Windsicherheit
Kitespots
Sehenswert
Preis / Leistung
ZUSAMMENFASSUNG
Hawaii gehört zu einem der schönsten Flecken dieser Erde und wir haben den Aloha-Spirit schon kurz nach dem Abheben unseres Fliegers vermisst und tragen ihn seither in unserem Herzen. Hawaii ist die Wiege der Kitesurfevolution und wird immer ein bedeutender Standort für den Kitesport bleiben. Eine Kitereise auf die hawaiianischen Inseln sollte immer eine Symbiose aus Kitesurfen und Sightseeing sein, denn die Inseln haben so viel Sehenswertes zu bieten. Wir werden auf jeden Fall wieder kommen.