Tarifa Kitereisen Check – Kitesurfen in Europas Windhauptstadt
Tarifa Kitesurfen – Sie ist in aller Munde, wenn es um Europas Hotspots in Sachen Kitesurfen geht und zugleich Ursprung unzähliger Mythen und Kite-Geschichten: Tarifa. In unserem neuen Kitereisen Check begeben wir uns auf ihre Spuren und versuchen, die magische Anziehung von Europas Windhauptstadt zu entschlüsseln.
Tarifas geografische Lage ist atemberaubend. Gerade einmal 14 Kilometer liegen zwischen dem kleinen andalusischen Städtchen und dem afrikanischen Kontinent. Steht der Wind günstig und spielt das Wetter mit, kann man von Tarifa aus bis rüber nach Marokko schauen. Nachts erhellen orangeleuchtende Laternen die alte Hafenstadt Tanger auf der anderen Seite, während die funkelnden Lichter der vielen Tank- und Containerschiffe auf der Straße von Gibraltar vor dem Panorama des Atlasgebirges langsam vorbeiziehen. Dieses Schauspiel allein wäre schon eine Reise hierher wert.
Wind und Beste Reisezeit zum Kitesurfen
Doch das eigentliche Geheimnis von Tarifa ist das unglaublich konstante Windsystem am südlichsten Zipfel Spaniens. Das Kitesurfen an Tarifas Spots wird von zwei Winden maßgeblich bestimmt. Der Poniente aus dem Westen ist der vorherrschende Wind in Tarifa. Er kommt über den Atlantik und trifft schrägauflandig auf die Küste. Tarifa verdankt ihm 60 Prozent der kitebaren Tage, meist zwischen 3 und 5 Beaufort.
Die anderen 20 bis 30 Prozent übernimmt der seltenere Levante. Er ist ein schrägablandiger Fallwind aus östlichen Richtungen. Der Levante schaltet sich alle paar Wochen unregelmäßig ins Kitegeschehen ein. Er hält meist 3 bis 5 Tage an und überlässt dann dem Poniente wieder das Feld. Beide Winde werden durch einen Düseneffekt zusätzlich verstärkt und können so an manchen Tagen 6 bis 8 Beaufort erreichen.
Tarifa besitzt ein warmes gemäßigtes Klima. Zwischen Juni und August klettern die Temperaturen oft über die 30 Grad Celsius Marke. Die Winter sind mit durchschnittlichen 12 Grad sehr mild und ermöglichen auch während der kalten Jahreszeit die eine oder andere Kite-Session. Die beste Reisezeit zum Kitesurfen und für Kitereisen nach Tarifa ist dennoch von März bis Oktober.
Anreise, Flüge und Kitegepäck nach Tarifa
Es ist nicht ganz einfach den richtigen Zeitpunkt für einen Kitereisen Check nach Tarifa zu finden, da die Kitespots besonders in den Sommermonaten überfüllt sind und man dann das Meer voller Kiteschirme kaum noch sehen kann. So entschieden wir uns bewusst zwei Wochen vor Ostern aufzubrechen, denn die Feiertage gelten in Tarifa als Startschuss für die Überbevölkerung der Strände.
Die Anreise nach Tarifa gestaltet sich völlig problemlos und kostengünstig noch dazu. Von Hamburg aus sind wir mit Condor für rund 190 EUR pro Person ins nahegelegene Jerez de la Frontera geflogen. Eine weitere Möglichkeit, Tarifa mit dem Flieger zu erreichen, ist der Flughafen von Malaga. Beide Alternativen nehmen sich nicht viel. Die Anfahrt vom Flughafen nach Tarifa ist in etwa die gleiche. Mit der Flugsuchmaschine Skyscanner findet Ihr am schnellsten den günstigsten Flug nach Jerez de la Frontera oder Malaga.
Von Deutschland aus haben wir uns bereits im Vorfeld einen Mietwagen gebucht. Der Vermieter Atesa befindet sich direkt in der Ankunftshalle des Flughafens. Er bot uns mit 216 EUR für einen Seat Ibiza mit einem umfassenden Versicherungsschutz nicht nur den besten Preis, sondern auch einen tollen Service vor Ort.
Zwei Strecken vom Flughafen Jerez de la Frontera bis nach Tarifa sind möglich. Die Direkteste führt durch das Inland über eine Autobahn, während die Schönere von beiden über Cadiz entlang der Küste durch wunderschöne Landschaften mit riesigen Stierskulpturen, vorbei an hohen Bergen, auf denen sich unzählige Windräder drehen, führt. Nehmt euch ruhig Zeit für diese tolle Reiseeinstimmung. Tarifa besitzt genügend Wind zum Kitesurfen. Der Weg ist einfach zu finden. Wer sich die Laune nicht verderben will, achtet lieber auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Kurz vor Tarifa steht hier und da der ein oder andere Blitzer. Insgesamt fahrt ihr etwa 1,5 Stunden.
Spots zum Kiten in Tarifa
Wir haben auf unserer Reise die besten Spots zum Kiten in Tarifa getestet. In unseren Spot-Checks findest Du weitere Infos zur Lage, besten Windrichtung, Unterkünften in der Nähe des Spots und vieles mehr.
Leben und Unterkunft in Tarifa
Wer mit dem Auto das erste Mal nach Tarifa reist, wird bereits während der Anfahrt vom Lifestyle der Stadt gepackt. Zehn Kilometer vor dem Erreichen der Stadtgrenze tauchen die ersten Kiteschirme an der endlosen Küste auf. Je näher man Tarifa kommt, umso mehr werden es. Überall verteilen sich Surfshops und Kiteschulen und in den Straßen flankieren unzählige Surfer Girls und Boys.
Tarifa versprüht einen besonderen Charme aus modernem Surflifestyle und Historie, denn in ihrem Kern verbirgt sie eine beeindruckende Altstadt mit engen malerischen Gassen und vielen spanischen und maurischen Einflüssen. Überragt wird Tarifa von einer gewaltigen Burg und einer kolossalen Stadtmauer. Bei unserer Suche nach einer Unterkunft haben wir nach etwas ganz Besonderem Ausschau gehalten. Uns war es wichtig, die Stadt ganz nah zu erleben und all ihre Vorzüge auskosten zu können.
Mit dem La Residencia sind wir schließlich fündig geworden. Das ehemalige historische Militärgebäude wurde 2013 aufwendig renoviert und zu einem erstklassigen Apartmenthotel ausgebaut. Das La Residencia liegt auf einer Anhöhe direkt am Hafen von Tarifa. Von zweien unserer drei Balkone hatten wir einen atemberaubenden Ausblick auf den afrikanischen Kontinent. Wir hatten ständig das Gefühl, man könne einfach so nach Marokko rüber schwimmen.
Ein weiteres Highlight ist die riesige Dachterrasse des Hotels, von der aus man die ganze Stadt in alle vier Himmelsrichtungen überblicken kann. Der Pool blickt in Richtung Marokko und lädt zum täglichen Relaxen ein. Das La Residencia steht unter deutscher Führung, was man an allen Ecken und Enden spürt. Es ist alles sehr ordentlich, sauber und geradezu luxuriös. Der Service ist exquisit. Das La Residencia gilt als beste Unterkunft in Tarifa, was natürlich auch seinen Preis hat. 150 EUR pro Nacht für ein Apartment mit einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer und einer Küche inklusive dieses Ausblickes sind zwar recht ordentlich, aber auch völlig angemessen.
Für die Suche nach Hotels und Unterkünften in der Nähe der Kitespots empfehlen wir Booking.com, das weltweit führende Hotelreservierungsportal mit täglich über einer Million Buchungen für Hotels, Ferienwohnungen, Ferienparks und Campingplätzen.
Selbstversorger finden in Tarifa alles vor, was man zum täglichen Leben braucht. Es gibt mehrere große Einkaufsmärkte, etliche Tapas Bars, Restaurants und Cafés. Die Preise für Lebensmittel in Tarifa sind gefühlt etwas günstiger als in Deutschland. Sonntags sind die Läden der großen Ketten in Richtung Cadiz geschlossen. Dennoch findet man in der Altstadt einige kleine „Tante Emma“ Läden, die auch sonntags offen haben. Wer sich zum Shoppen in Tarifa aufmacht, sollte an die spanischen Siesta Zeiten denken.
Die meisten Geschäfte öffnen gegen 11:00 Uhr, vielleicht auch später, sind dann bis 14:30 Uhr offen und schließen dann, bis es am späten Nachmittag weiter geht. Frühstücken kann man in Tarifa bis 12:00 Uhr. Dann passiert zwei Stunden gar nichts. Ab 14:00 Uhr füllen sich die Bars und Cafés dann wieder. Abendessen geht in Spanien ab 21:00 Uhr los.
Unbedingt besuchen solltet ihr das Café 10 in der Altstadt. Hier gibt es wohl den leckersten Kuchen der Stadt und es ist dort unheimlich gemütlich. Das Café 10 ist leicht zu finden. Ihr geht einfach vom Haupttor der Altstadt aus in die Gasse links von euch gerade runter und 100 Meter weiter befindet es sich dann auf der linken Seite. Hier gibt es auch kostenfreies Wifi.
Und noch einen Tipp zum Relaxen. Direkt am Pier zum Leuchtturm in Tarifa, über das Ruben Lenten mal gesprungen ist, liegt die Strandbar El Chiringuito. Hier lässt es sich wirklich aushalten. Preislich völlig in Ordnung und der Ausblick ist gigantisch.
Kitespots zum Kitesurfen in Tarifa
Die Kitespots in Tarifa reihen sich gleichmäßig die Küste vom Playa Chica bis zur großen Sanddüne Las Dunas auf. Kitesurfen ist in Tarifa ausschließlich im Meer möglich. Eine kleine Ausnahme stellt die Flussmündung des Rio Jara dar. Hier bildet sich bei entsprechendem Tidenstand eine kleine stehtiefe Flachwasserlagune, die sowohl bei Poniente als auch bei Levante nutzbar ist. Meistens ist aber nicht genügend Wasser da und wenn, dann ist die Lagune völlig überfüllt.
Wir haben uns nicht jeden Kitespot in Tarifa angeschaut. Die meisten liegen nur einen bis zwei Kilometer auseinander und die Bedingungen zum Kitesurfen sind nahezu identisch. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Windstärke nach Norden hin Richtung Düne abnimmt.
Der Kitespot La Jaima
La Jaima liegt am Fußballstadion von Tarifa. Parken könnt ihr rechts oder links vom Stadion auf den öffentlichen Parkplätzen. Wir haben regelmäßig vom Strand aus gesehen den rechten Parkplatz genutzt, da es hier auch ein kleines aber feines Toilettenhäuschen aus Holz gab. Der Sandstrand am Campo de Futbol bietet genügend Platz zum Aufbauen und Starten der Kites. Leider waren große Teile des Strandabschnittes während unseres Aufenthaltes überflutet, sodass der Weg zum Wasser nicht trockenem Fuße zurückzulegen war.
Der Poniente aus West bis Südwest kommt am Campo de Futbol auflandig bis schrägauflandig. Das Meer ist kabbelig bis moderat wellig und am Ufer gibt es einen Beachbreak der moderat ausläuft und leicht zu überwinden ist. Bei Levante sollte man als Anfänger das Kitesurfen lieber sein lassen, denn dann bläst der Ostwind hier voll ablandig und in Lee gibt es keine Chance des Anlandens. Fortgeschrittene können sich dann aber über schöne Flachwasserbedingungen freuen. Leider ist der Levante am Campo de Futbol sehr böig. Im Sommer ist das Kitesurfen wegen der Badegäste von Juli bis August nur in den Kitezonen erlaubt.
Unser Kitereisen Fazit
ZUSAMMENFASSUNG
Tarifa hat uns in ihren Bann gezogen und erhält deshalb in Sachen Kitesurfen und Kitereisen von uns Bestnoten. Allerdings haben uns dieses mal nicht die Kitespots überzeugt, sondern vielmehr die hohe Windwahrscheinlichkeit und insbesondere das Flair dieser eindrucksvollen, historischen Stadt. Die Cafés und Bars laden zum gemütlichen Chillen vor und nach jeder Kitesession ein und auch das Abendprogramm in den engen Gassen lässt kaum Wünsche offen. Wer etwas Abstand zum Kitealltag in Tarifa braucht, sollte sich unbedingt das andalusische Hinterland anschauen oder die Küste Richtung Cadiz oder Marbella hochfahren. Wenn es etwas anzumerken gibt, dürfte es die geringe Anfängerfreundlichkeit der meisten Kitespots in Tarifa sein und der kaum vorstellbare Ansturm auf die Spots im Hochsommer. Dennoch kann man zusammenfassend sagen, Tarifa gehört zu den besten Orten zum Kitesurfen in Europa. Die Stadt hat Charme und Flair und ist auf jeden Fall einen Kiteurlaub wert und zu Recht Europas Windhauptstadt.